
Nicht nur die deutschen Segel-Olympioniken haben eine emotionale Zeit hinter sich, auch für uns 49er Teams aus dem Yacht-Club Radolfzell waren die vergangenen Wochen und Monate sehr intensiv und aufregend.
Wir wollen Euch gerne an unseren Erlebnissen teilhaben lassen und berichten hier kurz von unserer bisherigen Saison:
Training in Kiel und Aarhus / Worldcup Medemblik
Bis auf ein kurzes Trainingslager im März in Barcelona mussten wir unsere gesamte Winterreise aufgrund der Reisebeschränkungen abbrechen und -teils bei Schneeschauern und 25 Knoten - in Kiel trainieren. Erst im Mai konnten wir das erste mal wieder ins Ausland: Zu einem Kooperations-training mit dem dänischen 49er Kader in Aarhus. Von Aarhus ging es direkt in die Niederlande zum Worldcup in Medemblik. Der Worldcup war unser erster Wettkampf 2021, daher waren wir froh uns endlich wieder mit Seglern aus der ganzen Welt messen zu können! Bei wechselnden Bedingungen konnten beide Teams Top-Ten Platzierungen einfahren und beendeten den Wettkampf auf dem 15 (Niklas/ Justus) und 17 (Lukas/ Luca) Platz. Für Niklas und Justus wäre sogar noch mehr möglich gewesen, leider mussten sie ein Rennen aufgeben, da sie von einer Kieler 49er-Crew übersehen und gerammt wurden. Der Sport und insbesondere der Segelsport sind eben nicht immer zu 100% fair. Aber wäre Segeln nicht langweilig, wenn immer alles nach Plan liefe?

Junioren WM Gdynia
Für beide Teams ist diese Saison die letzte Saison im Juniorenbereich. Im Übergang vom Juniorenbereich zum Seniorenbereich ist der Leistungsdruck extrem hoch. Um den Kaderplatz zu bestätigen, muss im letzten Juniorenjahr ein Top 4 Ergebnis bei der Junioren-Weltmeisterschaft eingefahren werden. Nach einer kurzen Pause vom Worldcup in Medemblik ging es dann zu eben jener Junioren-Weltmeisterschaft. Bereits bei den Trainingsrennen mit der internationalen Konkurrenz, merkten wir, dass für ein Top 4 Ergebnis im Wettkampf wirklich alles stimmen muss. Aber wir wussten, dass wir uns bestmöglich vorbereitet hatten und starteten selbstbewusst in die ersten Rennen. Bei wechselnden Bedingungen konnten beide Teams in der Qualifikationsserie ihre Stärken zeigen, hatten aber dennoch Schwierigkeiten, konstant um die Spitzenplätze mitzufahren. So konnten beide Teams ein Quali-Rennen gewinnen, mussten aber auch hohe Platzierungen mit vielen Punkten in Kauf nehmen. Niklas und Justus beendeten die Qualifikationsserie auf Platz 16. Lukas und Luca verpassten durch einen UFD im fünften Rennen das Gold Feld um einen Punkt. Damit war für Lukas und Luca das Erreichen des Kaderkriteriums schon unmöglich.
In den Finalrennen konnten Niklas und Justus sich noch auf Platz 12 vorarbeiten und beendeten die JWM als drittes deutsches Team. Lukas und Luca ließen ihre Köpfe nicht hängen und zeigten mit zwei Rennsiegen und dem Gesamtsieg im Silber Feld, wo sie eigentlich hingehören!
Resignation
Dennoch waren alle sehr frustriert, wie deutlich die gesamte deutsche Juniorentrainigsgruppe das Kaderkriterium verfehlte. Unsere Trainingspartner aus Kiel und Berlin ersegelten den achten und den zehnten Platz. Uns allen gingen eine Menge Fragen durch den Kopf. Hatten wir alle nur einen schlechten Wettkampf? Waren wir schlechter vorbereitet als die anderen Nationen? Wie geht es weiter ohne Kader, ohne Trainer? Ist damit unser Traum von einer olympischen Medaille geplatzt?
Aufgeben?
Mit etwas Abstand betrachten wir die Situation heute differenzierter. Wahrscheinlich werden wir nächstes Jahr keine Unterstützung durch den Deutschen-Segler-Verband erhalten. Das bedeutet, dass wir zusätzlich zu unseren eh schon sehr hohen Materialkosten auch noch Reisekosten und Trainer bezahlen müssen. Eine schwere, aber nicht unlösbare Aufgabe. Spätestens nach den drei Medaillen in Tokyo für die deutschen Segler ist uns klar, dass wir uns unseren Traum von den Olympischen Spielen nicht durch einen misslungenen Wettkampf nehmen lassen. Wir lieben das Segeln, wir lieben das Regattasegeln und wir lieben es, zu gewinnen. Auch oder gerade weil wir dieses mal verloren haben.

Wie es jetzt bei uns weiter geht…
Viel Zeit zum Verschnaufen gibt es nicht. Mitte August wurde am Wittensee bei Eckernförde die Deutsche Junioren Meisterschaft ausgetragen. Niklas und Justus haben hier ihren Titel von 2020 erfolgreich verteidigen können und Lukas und Luca waren mit ihrem dritten Platz ebenfalls auf dem Podium.
Danach geht es jetzt an den Lipno Stausee nach Tschechien zu Junioren EM. Im September segeln wir die Senioren-Europameisterschaft in Thessaloniki, von wo aus wir direkt nach Mallorca zur Princess Sophia Trophy fahren.
Wie ihr seht, haben wir einen vollen Terminkalender vor uns.
Wir halten euch auf dem Laufenden!
Mast- und Schotbruch wünscht euch euer 49er Yacht-Club-Radolfzell Team!

